Das Huhn in mir

Mittlerweile zeigt mein Spiegelbild etwas, das doch verdächtig an ein rotäugiges Huhn erinnert. Der zweite Korrekturgang fordert seinen Tribut, meine Laune ist im Keller und ich mutiere gelegentlich zu einer schlecht gelaunten Zicke. So weit ist das alles relativ normal – wann wäre es je anders gewesen? Natürlich wird auch alles ordentlich angezweifelt – man braucht ja seine Portion „alles blöd, alles nix“, sonst wäre irgendetwas nicht in Ordnung. Ich gehe mir also teilweise gehörig selbst auf die Nerven und krieche im Schneckentempo voran.

Das hält mich allerdings nicht davon ab, Abends das nächste Buch zu planen. Irgendwann hat sich das „Grüne Buch“ durchgesetzt. Wahrscheinlich, weil ich recht viele brauchbare Ansätze für die Charaktere gefunden habe. Aerios ist allerdings nicht vom Tisch – irgendetwas sagt mir aber, dass gerade nicht der richtige Zeitpunkt dafür ist. Vielleicht liegt es daran, dass die Nebellande Bücher alle ein bisschen zusammenhängen und ich denke, dass dieses einfach vorher kommt. Dann will ich auch etwas schreiben, was in den Sommer passt – es fällt mir leichter, wenn die Stimmung ansatzweise in der Jahreszeit fühlbar ist.

Mittlerweile ist die Geschichte klarer. Das liegt auch daran, dass ich ein nettes, kleines Tool namens Writers App gefunden habe, in dem ich Charaktere, Schauplätze und Kapitel planen kann. Ich benutze ja ohnehin gern die Charakterdatenbank in Papyrus, bevor ich zu schreiben anfange und hier kann ich alles hübsch darauf abstimmen und übertragen. Das ist prima – ich brauche den Aufschreibe-Prozess mit meinen Tausend Notizzetteln, um meine Ideen zu sortieren und mir über alles klar zu werden. Das setzt neue Ideen frei und entsprechend sind Völker und Protagonisten entstanden, deren Existenz mir vorher nicht bewusst war.

Auch diesmal ist es eine neue Facette dieser Welt, die sich langsam herausbildet und ich freue mich darüber. Auch ein Wiedersehen mit Eyra steht an, obwohl ich das eigentlich in dieser Form gar nicht geplant hatte. Es ist spannend, bei der Entstehung dieser neuen Geschichte zuzuschauen, die wieder ganz anders ist als die letzte. Spannend auch, dass sich ein zusammenhängendes Gebilde ergibt, das sich über alle Bücher erstreckt, obwohl sie eigenständig sind.

Manchmal ist das schwierig. Es gibt immer wieder Kleinigkeiten, die ich nicht in jedem Buch neu erklären kann – die magischen Quellen beispielsweise oder die Magie des Landes. Wer nicht alle Bände gelesen hat, kann mit einer Nebenbemerkung zu einem Charakter oder Geschehnis vielleicht nicht immer etwas anfangen. Alle anderen wollen es nicht zigfach neu lesen. Ich versuche, das gering und trotzdem verständlich zu halten, aber es ist manchmal eine ziemliche Gratwanderung.

Sei’s drum. Für den Augenblick ist es weiterhin die Korrektur, die an erster Stelle steht. Alles andere wird sich finden und ich buddele wirklich gerne nach diesem neuen Weltteil, der gerade zwischen den Zeilen wächst und gedeiht.