Störrische Kapitel

Momentan scheinen sich die störrischen Kapitel ein bisschen die Klinke in die Hand zu drücken. Es geht langsam voran. Nicht, weil mir die Ideen fehlen, sondern weil die Passagen recht schwierig sind. Teilweise sehr emotional, dazu mit dem nötigen Informationsgehalt. Und das muss irgendwie passend miteinander verflochten werden. Schreibe ich normalerweise ein Kapitel in 2 bis maximal 3 Tagen, dauert das gerade gerne doppelt so lange.

Bislang war das Zusammentreffen von Viola und Ben immer recht kurz. Nun müssen sie sich miteinander befassen und ein paar offene Fragen klären. Das ist für die Beiden offenbar genauso schwierig wie für mich. Ich will dem Leser wichtige Informationen zukommen lassen, aber mein Problempärchen ist nicht immer gewillt, mich das auch tun zu lassen. Die Gespräche entwickeln sich häufig in eine Richtung, die nicht vorgesehen war. Das ist … nicht leicht.

Zugegeben – ich habe mir auch eine ziemlich komplizierte Aufgabe gestellt. Hier geht es nicht um eine natürliche Abneigung zweier Menschen, die überwunden werden muss. Keine gesellschaftlichen Hindernisse, die ihnen im Weg stehen. Die Problematik geht tiefer und ist wesentlich verzwickter. Aber alles andere wäre auch zu einfach gewesen.

Zumindest hat sich inzwischen das Verlaufsproblem gelöst. Da war wieder einmal diese hässliche Wand, dieses: „Ich weiß nicht, wie es nach diesem Kapitel weitergehen soll.“ Diesmal war es sogar sehr arg, weil ich tagelang nicht die geringste Ahnung hatte, was weiterhin passieren soll. Es gab nur Leere, wo normalerweise Szenen entstehen. Wie immer hat sich das mit dem Fortgang in Luft aufgelöst und eigentlich sehe ich mittlerweile den größten Teil der restlichen Geschichte in groben Zügen vor mir. Dauern wird es allerdings noch eine ganze Weile, was mich nur bedingt traurig macht. Viola und Ben sind mir sehr ans Herz gewachsen und auch wenn ich mich diesmal wirklich unglaublich darauf freue, das fertige Buch in der Hand zu halten, verbringe ich gerne noch ein wenig mehr Zeit mit ihnen. Es ist kein großer Unterschied mehr zu Lukrezia und Andrea Luca da, wenn man davon absieht, dass ich das Terrano-Pärchen im Schlaf schreiben könnte, weil ich die Beiden in- und auswendig kenne. Man verbringt so viel Zeit mit diesen Charakteren, dass es gar nicht anders sein kann.

Und das ist auch ganz gut so – ich glaube, dass es unmöglich ist, im Leser Emotionen zu wecken, wenn es nicht in irgendeiner Weise einen Bezug zu den Charakteren gibt. Wenn sie mir gleichgültig sind, werden sie wohl auch dem Leser am Ende nichts bedeuten. Eigentlich eine ganz simple Angelegenheit.

Natürlich – ich weiß nicht, ob die Geschichte letztlich beim Leser ankommen wird. Das kann ich nicht vorhersehen. Ich kann nur schreiben und hoffen, dass das, was mich bewegt, am Ende auch denjenigen bewegen wird, der all das später als Ganzes erlebt. Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass jede Zeile aus dem Herzen kommt und ich absolut dahinter stehe.