Rotstift und Vertrauensmangel

Die letzten Tage standen im Zeichen des Rotstifts. Seit Freitag war der Wurm drin und ich habe ihn einfach nicht gefunden. Dazu noch Kopfschmerzattacken durch das ewig wechselnde Wetter und alles war ganz wunderbar – nichts ging mehr.

Woran das lag, war mir lange Zeit nicht ganz klar. Das zuletzt geschriebene Kapitel war fertig und eigentlich … ganz passabel. Die Geschichte hatte sich wieder eher unerwartet entwickelt … tja, und dann habe ich versucht, sie wieder in eine Richtung zu lenken, in die sie nicht gehen wollte. Da war diese grandiose Idee … nein, so wie das da stand, konnte es nicht weitergehen. Da musste nachgewürzt werden. Und auf einmal war der Fluss blockiert. Warum nur? Es ist doch alles prima gelaufen da oben. Hm. [kleinkindermodus an] Nein, ich WILL diese Szene nicht streichen. Basta. ICH WILL NICHT. [/kleinkindermodus aus] Also weiter. Und es hakte. Und hakte. Es fühlte sich unnatürlich an. Irgendwie falsch … und ich habe den Grund nicht gefunden.

Also gut, Pause. Abschalten. Vergessen wir den Freitag. Der Schädel brummte sowieso und da ist Schreiben eine Sache für sich. Irgendwann hat sich dann die erste Erkenntnis geregt. Nein. Die letzte Szene war nix. Die muss neu geschrieben werden. Macht nichts, kein Beinbruch. Aber es hakte auch dann noch, als ich den Text gestrichen habe. Und langsam aber sicher war klar – der Fehler lag schon ein ganzes Stück weiter oben. In dieser ach so hübschen Szene, die ich im Nachhinein umgeschrieben habe. Die war ja ganz rührend, keine Frage. Und schreiend unsinnig.

Ok. Irgendwann gestern Abend hat es mich dann gepackt. Jetzt reicht’s. Netbook an, obwohl der Fernseher im Hintergrund läuft, los geht’s. Und siehe da … auf einmal saß es. Die Geschichte hat wieder einen natürlichen Fluss, entstandene Probleme haben sich aufgelöst und es geht weiter. Wahrscheinlich hat mir schlicht das Vertrauen in die eigenen Worte gefehlt. Als das wieder da war, ist die Unsicherheit verflogen. Jetzt muss ich ein bisschen nachschleifen, hier und da ist noch eine raue Kante und die gestrichene Szene ist noch nicht ganz fertig. Aber das wird.

An sich ist es im Augenblick schwierig, immer die Geduld zu bewahren. 505 Seiten Text sind da – zum Vergleich: Der Drachenkönig war bei 515 gegessen und von „gegessen“ bin ich gerade weit entfernt. Ich habe das Gefühl, dass noch eine ganze Menge zu Schreiben ist. Das macht unruhig. Irgendwie sehe ich vor meinem inneren Auge schon eine Seitenzahl mit einer 6 vorne (zumindest in meinem Schreibprogramm – im Buch wird ja dann die eine oder andere Seite geschluckt). Aber gut … ich muss der Geschichte ihren Lauf lassen. Wahrscheinlich ist das alles ganz natürlich – drei agierende Personen. Wenn man jeder von ihnen genügend Raum geben möchte, dann braucht das eben ein paar Seiten mehr. Also ermahne ich mich, nichts zu überstürzen. Ruhig bleiben, weiterschreiben. Kaffee trinken … dann wird es irgendwann werden.

Und verdammt … diese erste Szene von einem Folgeband. Ich bekomme sie nicht aus meinem Kopf …