Es heißt ja immer neues Jahr, neues Glück – bei mir ging der Januar allerdings mit einer kleinen Schreibkrise los, die so gar nichts mit Glück zu tun hatte. Da traf eine hakelige Stelle im Feenspiegel mit einer interessanten Welle von negativen Bewertungen bei Amazon zusammen und das hat erstmal meine Motivation nachhaltig gefressen. Interessant deswegen, weil man wohl nur selten an einem Tag innerhalb von einer Stunde zwei schlechte Rezensionen kassiert. Noch interessanter, wenn einer der Rezensenten an einem Tag geschlagene 29 Einzeiler zusammentippt, die alle noch in etwa den gleichen inhaltslosen Wortlaut haben. Welle, weil das wohl nicht nur bei mir so war.
Hm tja. Wie auch immer so was zustande kommen mag und als wie „ernst“ man es werten will, es frustriert im ersten Augenblick. Speziell dann, wenn man ohnehin gerade eine Zweifelphase durchlebt. Macht das Sinn? Soll ich weitermachen? Soll ich die Schreiberei ganz sein lassen? Ist der Text hier überhaupt lesenswert oder mach ich den totalen Bockmist? Kurzum, angenehm war es schlicht und einfach nicht und das hat mich für einige Tage ordentlich blockiert.
Dazu kam dann noch, dass ich mir über den Hintergrund des Feenspiegels Gedanken machen musste. Ich bin auf einem sehr ausgeprägten Fantasy-Terrain gelandet und das hat mich verunsichert. Klar, meine Rollenspielprojekte sind reine Fantasy und da hab ich keine Probleme, egal wie fantastisch es wird. Aber die Terra Edea Feenwelt war sehr ungewohnt, weil man TE ja doch eher als Low Fantasy einstufen würde. Und da kommt die Frage: „Was passt? Was geht? Was ist zu viel? Was darf ich hier bringen?“ Noch dazu ein ganzer Eimer voll neuer Protagonisten in der Geschichte und dann muss es auch irgendwie stimmig sein. Es war ein arger Kampf, bis ich da eine Linie gefunden habe. Aber ohne diese Linie war das Weiterschreiben ziemlich unmöglich.
Aber egal, es liegt hinter mir. Mittlerweile habe ich auch die Sinnfragen geklärt. Ja, es macht Sinn. Warum? Weil ich es irgendwo tief in mir liebe, eine neue Geschichte zu schreiben. Weil ich eigentlich fest dahinter stehe und immer noch dafür brennen kann. Speziell dann, wenn sich neue Szenen zusammenfinden, bei denen ich es kaum erwarten kann, sie endlich aufzuschreiben.
Und so sollte es auch sein, nicht wahr? Nur wenn man selbst beim Schreiben eine Leidenschaft für den Text entwickelt, kann diese auch beim Leser ankommen. Auch wenn es mir manchmal so scheint, als ob viele Leser Bücher nicht mehr richtig lesen, sie nicht mehr fühlen, weil sie zu sehr damit beschäftigt sind, Unstimmigkeiten aufzudecken, die man dann diskutieren kann. Und das ist doch irgendwo schade. Denn ein Buch kann nur dann Gefallen finden, wenn es Gefühle wecken darf und wenn sich der Leser der Geschichte hingibt und sich mitreißen lässt. Es ist schade, wenn dieses Gefühl in der Suche nach kleinen Fehlern erstickt wird. Ebenso, wie wenn sich der Autor von dieser Fehlersuche so sehr beeinflussen lässt, dass er selbst damit anfängt, jede Szene infrage zu stellen und zu kritisieren. Jede Regung seiner Charaktere wertet und hinterfragt und damit seinen Schreibfluss im „Ich will’s allen recht machen“ versiegen lässt. Es ist eine böse Falle, in die ich momentan häufig tappe, weil ich auch lernen muss, mit solchen Phänomenen wie der obigen „Welle“ umzugehen.
Am Ende bleibt eines sicher: Jede Kunstform lebt von Emotionen und Leidenschaft. Beim Schaffenden und beim Konsumenten. Das sollte man nie vergessen. Und genau daran muss man sich halten, wenn wiedermal eine „Welle“ über dem Kopf zusammenschlagen will. Wenn ich nur noch mechanisch schreibe und versuche, jeden Fehler und jede unlogische Stelle von Anfang an zu vermeiden, geht die Leidenschaft verloren. Und dann wird das Ergebnis einfach nicht gut sein. Selbst wenn es vollkommen logisch und perfekt stimmig ist und ich wirklich alles, alles, alles finde, was jemandem übel aufstoßen könnte. Die besten Bücher sind nämlich die, die beim Lesen Emotionen geweckt haben. Nicht die, die fehlerlos, glatt und perfekt sind. Die Gefühle bleiben in der Erinnerung erhalten, nicht die Tatsache, dass ein Charakter vielleicht einmal unpassend agiert hat. Das tun wir Menschen übrigens auch in der Realität hier und da. 😉