Schlechte Phasen

Es ist mal wieder soweit. Ärger und Stress fordern ihren Tribut und machen sich in diversen körperlichen und geistigen Ausfallerscheinungen bemerkbar. Das Resultat ist eine kleine Blockade. Es ist nicht so, dass ich nicht wüsste, was ich schreiben soll. Aber ich bekomme es nicht zu Papier.

Das ist wahrscheinlich eine relativ natürliche Folge davon, wenn man sich für eine Weile übernimmt. Und natürlich wiegen in solchen Momenten Kritiken schwerer als sonst. Zweifel sind stärker, es ist nicht so einfach, den richtigen Weg zu finden. Streift man diverse Dinge normalerweise relativ schnell ab, kann man das in solchen Phasen nicht mehr.

Fakt ist – wer mit einem künstlerischen Produkt an die Öffentlichkeit geht, löst damit zwei Dinge aus. Ab sofort trägt er selbst einen Maulkorb, während er sich für die Kritik von allen anderen öffnet. Es ist nicht immer leicht, damit umzugehen. Das gilt insbesondere dann, wenn es eine emotionale Bindung an dieses Produkt gibt. Weil – bei aller Vernunft und aller Zurückhaltung, bei allem, was man tun oder nicht tun sollte und bei allem Achten auf die Auftritt nach außen – manchmal will man eben einfach nur schreien. Das lässt sich nicht abschalten. Menschliche Regungen vergehen nicht, nur weil man etwas veröffentlicht. Man wird leider nicht auf der Stelle zu einer emotionslosen Maschine, an der alles abprallt.

Die Umwelt sagt dann meist: „Nimm’s nicht so schwer“. Leider ist das nicht so einfach. Es gibt in Wirklichkeit kein „nicht schwer nehmen“. Es hinterlässt Spuren, ob man das nun will oder nicht. Es ist ganz lustig, aber manchmal sind tröstende Worte das allerletzte, was man hören will. Dann macht Schön reden alles nur schlimmer.

Bei mir schlägt sich das Ganze dann in Unsicherheit nieder. Ich merke, dass ich nicht mehr so frei schreibe wie früher. In Phasen wie diesen zweifelt man an jedem Satz, jeder Szene. Ist das jetzt zu romantisch? Ist die Szenerie zu langweilig? Hast Du da zu viel, da zu wenig? Hattest Du einen ähnlichen Satz nicht schon mal vor drei Kapiteln?

Natürlich ist es nahezu unmöglich, auf diese Weise zu arbeiten. Was bei mir normalerweise ganz natürlich fließt, stockt auf einmal. Das will ich nicht, aber abschalten geht gerade nicht wirklich. Natürlich macht sich dann die Angst breit, den laufenden Text zu verderben. In dieser Stimmung kann man nichts Gescheites auf die Seiten nageln. Aber aufgeben oder ein paar Tage beiseitelegen, ist auch nicht drin. Dann kommt man nur umso schwerer wieder in die Geschichte.

Es ist ein hässliches Dilemma, aus dem nur ein Weg wieder rausführt – in die Geschichte kommen, Szenen finden, die von allein laufen und damit dann auch alles wieder abstreifen. Allerdings finde ich diesen Weg momentan noch nicht wirklich.

Was tun? Der Blick in den Spiegel sagt: „Renn schnell und weit“. Da das nicht geht – wohin sollte ich auch vor mir selbst rennen? – muss wohl erstmal eine Kopfschmerztablette genügen. Und dann vielleicht Kuchen. Backen hilft ja normalerweise.