Sommergewitter

Es fällt mir meistens schwer, direkt nach einer Veröffentlichung in meine normale Schreibroutine zu finden. Auch diesmal ist das nicht so viel anders. Hat es anfangs noch wunderbar geklappt, ist jetzt ein bisschen Sand im Getriebe. Das ist natürlich nicht so ungewöhnlich. Aufregung, viele Meinungen, die auf einen einstürmen, hier und da Ärgerliches – das hemmt und blockiert. Man hat zu viel im Hinterkopf und muss aufpassen, dass man sich in der entstehenden Geschichte nicht davon verändern lässt. Denn bei allem muss man natürlich weiterhin seinen eigenen Weg gehen.

Bei mir ist das ein relativ normaler Prozess, der es manchmal nötig macht, dass ich mich abkapsle und die „Außenwelt“ für eine Weile aussperre. Am Freitag war wieder so ein Tag, an dem ein radikaler Schnitt nötig war. Ganz hilfreich war dabei ein heftiges Gewitter, das einige Stunden lang mit Hagel und Starkregen getobt hat. In dieser Zeit sind alle technischen Gerätschaften abgeschaltet, das Stromnetz ist mäkelig und man muss auf stromlose Dinge zurückgreifen. Da heutzutage fast alles technisiert ist – sogar das Buch – bleibt nicht so viel Auswahl. Bei mir waren es dann Stift und Block, die wieder einige Erkenntnisse gebracht haben.

Eine davon – unangenehm – ein großer Teil von Kapitel 1 und 2 musste umgeschrieben werden. Das ist noch nicht ganz zu meiner Zufriedenheit passiert. Ein bisschen feilen muss ich noch und ich habe den Zugang zu meinen neuen Charakteren noch nicht zu 100% gefunden. Auch das ist normal – es ist die Zeit, in der man sich durchbeißen und durchhalten muss, obwohl man am Liebsten alles in die nächste Ecke pfeffern würde.

Allerdings sind auch viele Details hinzugekommen, die mich dann doch dazu bringen, durchhalten zu wollen. Der tiefere Zusammenhang hat sich offenbart und mir einen erstaunlichen Bösewicht geschenkt, der aus „Feenblut“ hervorgeht. Damit habe ich nicht gerechnet und deswegen ist es umso willkommener. Hier ist ein roter Faden, ein Kreis, der sich schließt und das ist wiederum ganz wunderbar. Auch die beiden Hauptcharaktere haben im Grunde alle Anlagen, um mir ans Herz zu wachsen. Aber ich kenne sie noch nicht gut genug, um einen flüssigen Verlauf zu schaffen. Hier ist kein Aerios, den ich schon aus einem vorherigen Buch ganz gut kenne. Gwynna und Eyra sind zwar nicht neu, aber sie sind Nebenfiguren und dementsprechend hilft mir das nicht sonderlich.

Es hilft also nichts – Zähne zusammenbeißen und Augen zu ist hier die Devise. Die Tastatur ist jedenfalls schon geputzt und alles ist bereit. Jetzt muss nur noch der Fluss hinterher kommen.