Weichspüler

Manchmal erwischt man ein bisschen zu viel Weichspüler. Und das eigentlich ganz unbeabsichtigt. Die erste Zusammenführung meiner Protagonisten, die eigentlich nicht freundlich verlaufen soll, findet gerade statt und irgendwas passt nicht. Hm. Dabei hat sich der Dialog eigentlich ganz gut entwickelt, aber das Drumherum stimmt nicht. Es hakt an der Stimmung.

Also habe ich lange überlegt, was da eigentlich faul ist und bin dann darauf gestoßen, dass ich Rhydan und Neah weichgespült habe. Warum? Schlicht aus Angst, ihnen zu viele Ecken und Kanten zu verpassen.

Normalerweise passiert mir das nicht so leicht, aber unter dem Einfluss vieler Menschen, die sich gerade mit Viola und Ben befassen und ihre Charaktere unter die Lupe nehmen, kann es durchaus passieren, dass man übervorsichtig wird.

Viola polarisiert beispielsweise relativ stark. Die einen finden mühelos den Zugang zu ihr, die anderen tun sich schwer und empfinden sie zumindest anfangs als zu kühl. Das ist eigentlich nicht schlecht – wenn ein Charakter Emotionen hervorruft, heißt das im Grunde, dass er relativ gut als ein solcher gelungen ist. Er ist nicht profillos, sondern fordert Reaktionen heraus wie ein echter Mensch, den nun auch nicht jeder gleichermaßen mag.

Trotzdem macht es irgendwo übertrieben vorsichtig. Man will ja im Grunde keine negativen Reaktionen erzeugen, also wird alles genau bewertet. Zu kratzbürstig, zu arrogant, ne, lassen wir besser.

Blödsinn. Wo keine Gefühle ausgelöst werden, findet man auch nichts, was man mögen kann. Echte Menschen sind ja nun auch nicht unbedingt immer nur lieb und nett. Ich bin’s selbst sicherlich auch nicht. Also muss ich den Weichspüler wieder entfernen und es Rhydan gestatten, mal ein arroganter Kotzbrocken zu sein – und Neah, eine kratzbürstige Zicke. Also – ran an die Überarbeitung und Feuer anstelle von Belanglosigkeit in die Geschichte gemischt.

Allerdings ist es manchmal nicht einfach, alles auszublenden und stur geradeaus zu gehen. Trotzdem sollte ich es so schnell wie möglich wieder lernen, sonst kann ich diese Geschichte wohl abschreiben.