Alles aus Liebe …

Das Wetter ist heute schrecklich Grau. Es ist trüb, suppig, nebelig – normalerweise ein Tag, an dem man am Liebsten einfach nur in einer warmen Ecke bleiben möchte. Unter normalen Umständen ein „Ich liege mit einem Buch auf dem Sofa“ Tag. Bei mir wohl eher ein „Ich schreibe den ganzen Tag“ Tag. Dummerweise geht das nicht – die Arbeit ruft und an Schreiben ist wohl erst heute Abend zu denken, wenn man von ein paar zu beantwortenden Mails absieht.

Ich habe vor ein paar Tagen gelesen, dass man nur dann schreiben sollte, wenn man es wirklich liebt und eine Leidenschaft dafür besitzt. Wenn es eben nicht anders geht. Das kann ich eindeutig bejahen – allerdings gibt es auch diese Tage, an denen man es gleichermaßen hasst. Wenn sich die Dinge nicht entwickeln möchten, wenn Szenen einfach nicht rauskommen, wenn man generell unsicher ist. Ich habe wohl gerade wieder eine eher unsichere Phase und schwanke zwischen einer Art Begeisterung für die aktuelle Entwicklung und einem: „Nein, das ist alles nix.“

Begeisterung – das ist relativ schnell erklärt. Ab irgendeinem Punkt hat sich die Stimmung in eine Richtung entwickelt, die ich mir auch so vorgestellt hatte. Dabei habe ich gemerkt, dass ganz nebenbei eine tatsächliche „Welt“ neben Terra Edea entsteht. Das Feenreich erhält zunehmend Konturen, eine Geschichte, ein Gesicht. Eine Religion, eine gewisse Tragik, die mir gefällt. Wie sagt mein Freund immer so schön? – ich habe einen gewissen Hang zu tragischen Geschichten. Wer jemals die Nase in das Sternenmeer gesteckt hat und dort ein wenig tiefer buddelt, merkt das wohl ganz schnell. Verfallene Städte, dramatische Geschichten, ein bisschen Moder hier und da, eine Prise Melancholie. Das tritt auch hier langsam wieder zutage und ich denke, dass es auch das ist, worauf ich hinauswollte. Eine Feenwelt ist für mich nicht zwingend schön, romantisch und nett. Die ist auch düster, verfallen, gefährlich.

Allerdings gibt es auch da wieder die Schattenseite – die Unsicherheit. Ich habe den ganzen Sonntag damit verbracht, an Szenen zu feilen, die mir nicht in den Kram gepasst haben. Hier erweitert, da ein wenig anders. Die Frage – kommt die Geschichte richtig raus? Ist das hier zu kurz? Da zu wenig? Fehlt nicht irgendwas? Diese Zweifelphasen sind immer mal wieder da und sie nerven natürlich total.

Zudem kommt jetzt die Frage der Erotik ins Spiel. Ich bin bekanntlich nicht gerade der Erotik-Leser. Trotzdem habe ich mich diesmal gegen eine schnelle Abblende á la Lukrezia entschieden, wenn es denn mal zur Sache geht und ich muss mir überlegen, wie das stilvoll und passend passieren kann. Soweit kein großes Problem – ich glaube, ich schaffe das auch, ohne das Kind zu extrem beim Namen nennen zu müssen. Fraglich war zunächst nur, ob oder ob nicht. Allerdings denke ich – sowohl gefühlsmäßig als auch kopfmäßig – dass es für den Leser eher enttäuschend ist, wenn sich die ganze liebe lange Zeit Stimmung aufbaut und dann nie was passiert. Am Ende ein Küsschen und das war’s.

Ich erinnere mich da sogar an mich selbst – wie gesagt, ich bin kein Fan von ausufernden Erotikszenen. Aber da lese ich ein an sich wunderbares Buch. Zwischen den Protagonisten baut sich Spannung auf, es tut sich was – und dann wird diese Szenerie irgendwie Wischiwaschi nebenbei in schwammigen Fetzen abgehandelt und beide wissen hinterher gar nicht mehr, haben sie, haben sie nicht? War da jetzt was oder haben wir das geträumt? Für den Leser ist das irgendwie: „Ja, prima. War’s das jetzt? Äh. Toll.“ Und das möchte ich an sich gerne vermeiden. Es hat nichts mit expliziter Beschreibung zu tun – ganz und gar nicht. Aber zumindest sollte am Ende eine deutliche Aussage dazu stehen.

Wie auch immer – langweilig wird es mir wohl erstmal nicht. Trotz allem geht es voran. Mit Zweifeln, Unsicherheit … und manchmal auch ganz positiv.