Bücherwürmer und Macheten

Ich habe die letzten Tage genutzt, um mal wieder ordentlich Lesestoff zu konsumieren. Wenn es mir nicht so gut geht, ist das immer ein relativ einfacher Weg, um zu regenerieren. Man hat mich also relativ selten ohne meinen Kindle vor der Nase angetroffen und das hat einige interessante Effekte ausgelöst. Neben dem Entspannungseffekt (und manchmal Kopfschmerzen durch einen verspannten Nacken), habe ich dadurch tatsächlich ein Stück Selbstbewusstsein zurückgewonnen. Nicht, weil irgendeines der Bücher schlecht gewesen wäre, im Gegenteil. Aber man ist beim Schreiben immer mal unsicher. Kann ich das so lassen? Ist dieser Rückblick zu lang? Sollte ich das und jenes ganz streichen? Ist dort zu viel Füllmaterial? Ist da zu wenig? Zu viele Nebensächlichkeiten? Da ist es ganz hilfreich zu sehen, dass andere das ganz genauso machen und dass es dem Lesevergnügen keinen Abbruch tut.

Man sollte nie den Lerneffekt beim Lesen unterschätzen. Man neigt ein wenig dazu, weniger zu lesen, wenn man selbst schreibt. Es gibt auch Zeiten, in denen es den Schreibvorgang stört, wenn man in andere Geschichten abtaucht. Aber tatsächlich ist der Nutzen letztlich weitaus größer als der störende Einfluss.

Mittlerweile freue ich mich wieder auf Aerios, Sylveine und Aureanne. Ich habe die Nase oft in den vorhandenen Text gesteckt, hier und da überarbeitet und bin endlich mit den Charakteren zusammengewachsen. Ohnehin hat sich in mir vieles verändert. Noch vor gut einem Jahr kam ich mir oft vor wie ein einsamer Wanderer im Dschungel, der seine Machete vergessen hatte. Mittlerweile habe ich meine Machete im Gepäck und bin bereit, den bissigen Tigern damit eins auf die Nase zu geben. Und das ist ganz gut so – ich musste erst lernen, nicht immer ängstlich den Kopf einzuziehen und hinter den nächsten Busch zu krabbeln.

Natürlich fegt das nicht alle Zweifel weg, aber man lernt, besser mit den Dingen umzugehen. Man weiß einiges, was man vorher nicht gewusst hat. Dieses Jahr hat mich vieles lernen lassen – Prioritäten setzen. Ungesunde Einflüsse finden und abschalten. Mir in manchen Dingen auch selbst zu vertrauen. Das ist nicht immer einfach – aber am Ende ist es gut. Und sicherlich war dieser Prozess auch schon eine ganze Weile überfällig.