Magie

Schreiben hat oft eine ganz eigene Magie. Wenn man ein Buch seiner eigenen Logik folgen lässt, fallen irgendwann alle Puzzleteile an ihren Platz. Das ist ein gänzlich unbewusster Prozess. Das Buch schreibt sich mehr oder weniger von allein und diktiert seinen Verlauf. Man muss nur die richtigen Worte finden, um es zu verpacken.

Das zeigt sich oft sehr deutlich, wenn man nicht mehr weiterweiß und vor einer weißen Wand steht. Dann überlegt man, was man vorher geschrieben hat und schon ergeben sich die Handlungen der Charaktere von ganz allein. Es geht weiter, ohne dass man es bemerkt. Wenn man die Protagonisten einfach machen lässt, was in diesem Augenblick für sie richtig erscheint und was der Verlauf gebietet, geht es automatisch weiter. Jede Handlung zieht ein Resultat nach sich, das man verarbeiten kann (und sollte). Alles, was ein Charakter tut, hat gewisse Folgen, die den Fortgang beeinflussen. Und am Ende kommt dann irgendwann der Punkt, an dem sich der Kreis geschlossen hat.

Manchmal merkt man nicht, wie das Ganze passiert. Man schreibt einfach etwas – aus der Überlegung heraus, wie die Protagonisten die letzten Geschehnisse verarbeiten. Und siehe da: Schon wird der rote Faden weitergesponnen. Das Stückchen, das in der Überlegung gefehlt hat und das man gesucht hat wie die berühmte Stecknadel, erscheint, ohne dass man es bewusst dorthin gesetzt hat.

Stand ich also noch gestern Morgen vor dieser weißen Wand, kam auf einmal die Erkenntnis. Was ich mir als Auflösung vorgestellt habe, funktioniert nicht. Außer, ich lasse die Charaktere vollkommen kopflos und stur handeln – und das würde in dieser Situation (hoffentlich) kaum jemand. Zumindest würde es nicht zu Sylveine passen, die momentan mehr oder weniger am Zug ist.

Die Blockade hat sich relativ schnell aufgelöst. Zwar bin ich nicht sonderlich weit gekommen, aber dafür habe ich mich wieder in die Geschichte gearbeitet und die Ideen kamen dann hinterher von ganz allein. Zwar muss ich noch mal in mich gehen und überprüfen, ob der Verlauf auf diese Weise wasserdicht ist, aber das werde ich in einer ganz ruhigen Minute tun. Das Schiff ist also wieder auf Kurs – und ich folge ihm allmählich und spüre, wie es mir selbst dadurch besser geht. Wenn man das nicht als Magie bezeichnen kann, was dann? 😉